Rieke-Benninghaus

Bruder Mutwald William (Wilhelm) Hengelbrock

Bruder Mutwald William (Wilhelm) Hengelbrock

wurde am 10. November 1907 in Osnabrück als Sohn des Bildhauers Fritz Hengelbrock und der Schneiderin Auguste, geb. Nosthoff, in der Spichernstrasse geboren. Getauft wurde er in St. Johann. Der Vater arbeitete in der Werkstatt von Lukas Memken in der Holtstraße, Ecke Pfaffenstraße, wo überwiegend christliche Bildwerk in Stein und Holz entstanden. Die Auftraggeber waren Kirchengemeinden (z.B. Oesede: Kanzel; St. Johann Osnabrück:
Triumphkreuz, Pieta, Kanzelüberarbeitung, Seitenaltäre; St. Joseph in Osnabrück: Spruchfries, Evangelistensymbole) und Privatpersonen.
Willy kam als begabter Schüler auf die katholische Knabenbürgerschule, die er neun Jahre besuchte.
1914 erfolgte der Umzug zur Rudolfstraße, wo auch Heinrich Nosthoff, der Bruder von Auguste Hengelbrock, mit seiner Familie wohnte. Oft wurde im Geigentrio von Willy musiziert.
1922 begann Willy eine kaufmännische Lehre in der Großhandlung Schüttenberg. Dort muß es zu einem unrechten Griff in die Portokasse gekommen sein. Weil der Vater schon gestorben war, musste Willy von seinem Onkel Heinrich in eine Besserungsanstalt in die Nähe von Münster gebracht werden, wo er zwei Jahre blieb. In ihm reifte die Entscheidung zum Ordensstand. Die Ideen des Gründers der Schulbrüder Lassalle begeisterten ihn. So bat er mit 23 Jahren um Aufnahme ins Noviziat der Schulbrüder in Bad Honnef am Rhein. Mit Eifer oblag er den religiösen Verpflichtungen des Noviziats. Sein Ordensname war Bruder Mutwald William. Da er als Missionar tätig sein wollte, kam er nach dem Noviziat ins Scholastikat nach Maria-Tann in Kirnach-Villingen im Schwarzwald, wo er sich besonders Englisch aneignete. Am Ende seiner Vorbereitungszeit besuchte er im Mai 1935 die Verwandten in Osnabrück, um sich zu verabschieden. Sein Missionsauftrag stand fest: Er wurde in den Fernen Osten gesandt, auf die Philippinen, um sich zunächst im englischen Lehrerseminar auszubilden. Nach erfolgreichem Abschlußexamen konnte er endlich seinem Herzenswunsch nachgehen und in der englischen Kolonie Malakka mit großem Eifer und Einfühlungsvermögen die einheimischen Kinder unterrichten.
Bei Kriegsausbruch traf auch Br. Mutwald William die Ausweisung aus diesem Gebiet. Er suchte Zuflucht im De La Salle-Kolleg in Manila, das alle von der Ausweisung betroffenen deutschen Brüder gerne aufnahm. Arbeit gab es hinreichend in der weit über tausend Schüler zählenden Schule. Er war freundlich und wohlwollend, aber auch fromm und regulär in seinen geistlichen Verpflichtungen. Sein liebstes Unterrichtsfach war Religion. Seine Klassen zeichneten sich durch Aktivität in religiösen Dingen aus. Viele seiner Schüler waren Mitglieder der Marianischen Bruderschaft. Regelmäßige Beteiligung beim Gottesdienst und Kommunionempfang waren selbstverständlich.
Er besaß auch große handwerkliche Fähigkeiten. Seine Schüler lernten Buchbinden, Holzschnitzen, Malen, Zeichnen und andere Fertigkeiten. Nach Hause berichtete er von den Schwierigkeiten mit der Hitze. Besonders lobte er den Eifer der philippinischen Jungen.
Während des Krieges setzte er seine Verwaltungsfähigkeiten ein und unterstützte seinen Ordensobern, Br. Xavier. Er meisterte für den Br. Direktor so manche peinliche Situation und Fälle, die dessen Position nicht zugemutet werden konnten. Da er die im Februar 1945 schwierige und äußerst gefährliche Kriegssituation anders als sein Oberer beurteilte, ging er zum Erzbischof und fragte ihn, ob die Brüder das Kolleg vorübergehend verlassen dürften, zumal ein japanischer Offizier den Br. Direktor dazu aufgefordert hatte. Der Erzbischof erteilte die Erlaubnis, nicht aber der Direktor. Auch der Nuntius Nuntius Guglielmo Plani, den man gefragt hatte, riet, Br. Xavier zu gehorchen. Gegen seine eigene Überzeugung beugte er sich den Anordnungen seines Obern und blieb. Und so fiel auch er dem grausamen Massaker am Sonntag, dem 12.2.1945, zum Opfer. Es gab 28 Schulbrüder im Kolleg, von denen 17 grausam umgebracht wurden. Laut Aussage von Br. Antonius, dem einzigen deutschen Bruder, der das Massaker überlebte, wurde Bruder Mutwald William von den japanischen Soldaten in der Kapelle mit dem Bajonett erstochen.
Er kann ein Martyrer des Gehorsams genannt werden. Er stand im 38. Lebensjahr, im 16. Jahr seines Ordenslebens und im sechsten seiner ewigen Profeß.
Der Generalkonsul von Manila stellte eine Urkunde aus, daß die Leiche Bruder Mutwald William in einem Graben in der Nähe einer Grundschule gefunden wurde. Nach Erinnerung der Familie ist er von Jesuiten auf dem Klosterfriedhof beerdigt worden.

Hermann Rieke-Benninghaus

Quellen

Primär:
1. Auguste und Anni Hengelbrock, mdl.
2. Pater Riemann (SJ), mdl. gegen 1963
3. dtsch. Generalkonsul von Manila, schrftl. Urkunde
4. Maria Rieke, geb. Nosthoff, mdl.

Sekundär:
1. Hermann Rieke-Benninghaus, Papa predigt seinen Kindern, Dinklage 1998
2. Helmut Moll, Die katholischen deutschen Martyrer des 20. Jahrhunderts, Paderborn 1999
3. Helmut Moll, Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn 1999, Bd. 2, S. 1152